Ein Leitfaden von MÖWIUS & NITRAS
Bei der Auswahl von Schutzhandschuhen ist Fachwissen gefragt. Der folgende Leitfaden von MÖWIUS und NITRAS bietet einen Überblick über die gängigen Normen von Schutzhandschuhen und stellt einen Anwendungsleitfaden bereit, der als praktische Auswahlhilfe dient.
Um den richtigen Schutzhandschuh auszuwählen, müssen zuerst die Branche und die damit einhergehenden Anforderungen an die Risikokategorie und das Material definiert werden. Wir haben einen entsprechenden Leitfaden entwickelt, der die Orientierung erleichtern soll: Welcher Handschuh kann in welcher Branche bzw. bei welcher Tätigkeit am besten eingesetzt werden? Anhand von Beispielen helfen wir Ihnen, den für Sie geeigneten Handschuh zu identifizieren.
Fast jede Person, egal ob auf der Baustelle, im Handwerksbetrieb oder zu Hause, ist mindestens einmal im Leben in einen Arbeitsunfall involviert. Das können neben kleinen Schnittwunden auch ein Sturz oder massive Verletzungen durch Chemikalien sein. Daher hat die Minimierung von Risiken und Unfallgefahren zwar stets oberste Priorität, wird aber aus verschiedensten Gründen unzureichend und nicht situationsgerecht umgesetzt.
Hinweis: Dieser Leitfaden ersetzt nicht die persönliche Beratung beim Fachhändler. Des Weiteren sollten Schutzhandschuhe immer vorher getestet werden, um die optimale Passform und Handschuhgröße zu finden. Im Idealfall geben eine Arbeitsplatzanalyse sowie eine Gefährdungsbeurteilung im Detail Aufschluss darüber, welche Art von Schutzhandschuh verwendet werden sollte.
Grundsätzlich unterscheiden sich Schutzhandschuhe nach den Arten folgender Gefahren:
Zunächst solle pro Arbeitsplatz bestimmt werden, welche Anforderungen für die Arbeit mit dem Schutzhandschuh gelten und ob es neben persönlichen Vorlieben auch Besonderheiten wie Allergien gibt, die zu berücksichtigen sind:
Anhand dieser beispielhaften Anforderungen müssen Normen und Schutzkategorien geprüft und auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmt werden.
Kategorie 1 | Handschuhe gegen minimale Risiken sind in der Regel für unkritische Einsatzgebiete wie bspw. in der Kommissionierung einsetzbar. Hierunter fallen alle Risiken, die vom Benutzer frühzeitig und ohne Gefahr erkannt werden können. Handschuhe dieser Kategorie sind ohne Schutznormen ausgezeichnet – ein CE-Kennzeichen muss jedoch am Produkt sichtbar sein. |
Kategorie 2 | In diese Kategorie fallen alle Schutzhandschuhe, die nicht in Kategorie 1 und 3 eingeordnet werden und die Risiken werden als mittel eingestuft. Handschuhe gegen mittlere Risiken müssen zumindest nach EN 388 getestet und mit Piktogrammen ausgezeichnet sein. |
Kategorie 3 | Handschuhe gegen hohe Risiken schützen gegen Gefahren, die irreversibel schädigen oder zum Tod führen können, wie z.B. Chemikalien oder Elektrizität. Diese Handschuhe müssen neben entsprechenden Normen einen vierstelligen Code zusätzlich zu dem CE-Kennzeichen führen, der die Kennnummer eines überwachenden Prüfinstitutes angibt. |
In der EN ISO 21420:2020 (ehemals EN420) finden sich allgemeine Anforderungen an Schutzhandschuhe in Bezug auf Konzeption, Konstruktion, Unschädlichkeit, Tragekomfort, Wirksamkeit, Kennzeichnung sowie Information. In Kombination mit der EN ISO 21420:2020 sind für Arbeitsbereiche wie z.B. Schweißen immer weitere Normen zu berücksichtigen.
Bereits im eingesetzten Material unterscheiden sich Handschuhe in ihrer Schutzwirkung:
Anforderungen: In diesen Branchen haben es die Anwender häufig mit körperlich anspruchsvollen Tätigkeiten und sehr verschiedenen Werkmaterialien zu tun. Deshalb sollten hier Schutzhandschuhe der Kategorie 2 und höher zum Einsatz kommen. Die Schutzhandschuhe in diesen Branchen müssen einem hohen Abrieb standhalten. Ein langlebiges sowie reiß- und schnittfestes Trägermaterial sind von Wichtigkeit, sodass eine hohe, mechanische Widerstandsfähigkeit gewährleistet werden kann.
Schutzhandschuh NITRAS 8810
Materialien: Für gröbere, schwerere Arbeiten sind Voll- und Spaltlederhandschuhe empfehlenswert. Die Vorteile sind die besondere Reiß- und die hohe Abriebfestigkeit. Bei hohen Ansprüchen an die Fingerfertigkeit empfiehlt sich ein Nylonhandschuh mit einer dünnen Polyurethan-Beschichtung (kurz PU-Beschichtung genannt). Das Trägermaterial Nylon liegt eng an der Hand an und die dünne PU-Beschichtung erlaubt filigrane Tätigkeiten. Ein guter Mittelweg sind beschichtete Baumwoll- sowie Mechanikerhandschuhe, die sehr robust und gleichzeitig einen guten Feingriff ermöglichen. Je nach Einsatzort ist ein zusätzlicher Kälte- / Hitzeschutz erforderlich.
Beschichtungen: Polyurethan ist der Allrounder unter den Beschichtungen. Das Material ist feinfühlig und passt sich gut der Hand des Anwenders an. In der Regel bietet es eine gute Abriebfestigkeit, ist atmungsaktiv und ermöglicht – insbesondere in Kombination mit Nylonhandschuhen – einen sehr guten Griff und höchste Fingerfertigkeit. Nitrilbeschichtungen gelten im Vergleich als widerstandsfähiger und bieten einen besseren Griff bei öligen und fettigen Oberflächen. Elastischer und geeigneter bei nassen Oberflächen sind Latexbeschichtungen. Sowohl Nitril- als auch Latexbeschichtungen sind häufig auch als Schaumbeschichtung erhältlich, welche atmungsaktiver und feuchtigkeitsdurchlässiger ist.
Einsatzgebiete: Produktion, Handwerksbetriebe jeder Größe, Straßenbau, Gerüstbau, Metallverarbeitung, Automobilindustrie uvm.
Beispiele von NITRAS: Baumwoll-Nitrilhandschuhe wie der 03400, 03440, Nylonhandschuhe wie der 6205, 3510, Mechanikerhandschuhe wie der 8800 // FLEXIBLE FIT, 8700 // SKIN FLEX, Lederhandschuhe wie der 1403B // APOLLO, 1302 // SPLIT MASTER und Schnittschutzhandschuhe wie der 6605 // CUT5
Anforderungen: Schutzhandschuhe sollten hier über eine rutschfeste Beschichtung verfügen und eine hohe Fingerfertigkeit erlauben. Darüber hinaus ist der Schutz vor Schmutz und Feuchtigkeit relevant. Je nach Tätigkeit, sind hier Schutzhandschuhe der Kategorie 1 oder 2 zu empfehlen. Aufgrund des Einsatzortes (z. B. Wintermonate im Freien) kann der Schutz vor Kälte ebenfalls eine Rolle spielen.
Schutzhandschuh NITRAS 1603
Materialien: Schutzhandschuhe sollten reißfest sein und gleichzeitig Schutz vor Schmutz, Feuchtigkeit und ggf. der Witterung bieten. Je nach Anspruch an die Fingerfertigkeit, sind in diesen Branchen Lederhandschuhe (gröbere Arbeiten) und Strickhandschuhe (feinere Arbeiten) geeignet.
Beschichtungen: Empfehlenswert ist eine griffsichere und wasserunempfindliche Latexbeschichtung.
Einsatzgebiete: Garten- und Landschaftsbetriebe, Landwirtschaft, Gärtnereien, Tätigkeiten in und um das Haus uvm.
Beispiele von NITRAS: Latex-Strickhandschuhe wie der 1603, 1603W
Anforderungen: In der klassischen Lagerlogistik und im Einzelhandel sind gestrickte Handschuhe mit griffigen Noppen häufig in Gebrauch. Die mechanischen Risiken sind hier in der Regel nicht ausschlaggebend. Im Transportwesen sind geschlossene Handschuhe oder geschlossene Beschichtungen empfehlenswert.
Schutzhandschuh NITRAS 6010
Materialien: Der klassische Kommissionierhandschuh ist ein Mischgewebe aus Baumwolle und Nylon in Kombination mit einer genoppten Innenhand. Diese grob gestrickten Schutzhandschuhe sind kostengünstig in der Anschaffung und haben eine lange Einsatzdauer aufgrund ihrer hervorragenden Weiterreißfestigkeit. Da diese Handschuhe vorwiegend grob gestrickt und nur punktuell beschichtet sind, eignen sie sich weniger für den Einsatz im Transport- und Speditionswesen. Hier ist entweder eine geschlossene Beschichtung auf der Innenhand oder ein Driverhandschuh aus Leder zu empfehlen.
Beschichtungen: Für Kommissionierhandschuhe haben sich PVC-Noppen bewährt, die den Anwender fest zugreifen lassen und luftdurchlässig sind. Als geschlossene Beschichtung ist eignet sich eine dünne PU-Beschichtung für mehr Fingerfertigkeit oder eine Nitrilbeschichtung für mehr Widerstandsfähigkeit. Aufgrund der Tätigkeit in Hallen und geschlossenen Räumen, ist ein atmungsaktives Material von Vorteil.
Einsatzgebiete: Logistik, Transportwesen, Einzelhandel, Dienstleistungen uvm.
Beispiele von NITRAS: Strickhandschuhe wie der 6010, 6100, 6101, Driverhandschuhe aus Leder wie der 1409, 1409W
Anforderungen: Schutzhandschuhe in den Bereichen Reinigung und Sanitär müssen flüssigkeitsdicht sein, eine hohe Fingerfertigkeit erlauben und ggf. Schutz vor Chemikalien bieten. Aufgrund gefährlicher Gegenstände, wie z. B. alten Spitzen und Nadeln können in der Abfallwirtschaft auch die Schnittfeste oder sogar der Durchstichschutz eine Rolle spielen.
Schutzhandschuh NITRAS 6655
Materialien: Je nach Gefährdungsbeurteilung sollten Chemikalienschutzhandschuhe aus Nitril, Chloropren oder Latex verwendet werden. Schnittschutz- und Stichschutzhandschuhe werden aus speziellem Garn gestrickt und mehrlagig verstärkt (Stichschutz). Je nach Anforderung gibt es Schnittschutzhandschuhe mit den unterschiedlichsten Beschichtungen.
Beschichtungen: Die Beschichtung sollte hier abhängig von der jeweiligen Tätigkeit gemacht werden, wobei im Allgemeinen zwischen fingerfertig und dünn (PU), widerstandsfähig und abriebfest (Nitril) sowie besonders griffsicher (Latex) unterschieden wird.
Einsatzgebiete: Kommunalbetriebe, Müllentsorgung, Müllverwertung, Recycling, sanitäre Anlagen, Klärwerke uvm.
Beispiele von NITRAS: Chemikalienschutzhandschuhe wie der 3450 // GREEN BARRIER, 3220 // YELLOW CLEANER, Schnittschutzhandschuhe wie der 6705, 6605 // CUT5, 6835 // CUT F PRO, Stichschutzhandschuhe wie der 6655 // STEEL
Zusammenfassend wird deutlich, dass Schutzhandschuhe nicht automatisch einen situationsgerechten Schutz bieten, sondern immer den Gegebenheiten entsprechend bewertet und ausgewählt werden müssen. Insbesondere beim Thema Schutzhandschuhe ist die fachliche Beratung von Bedeutung: Normen und Kategorien müssen geprüft und auf individuelle Bedürfnisse abgestimmt werden. Wir unterstützen Sie bei der Auswahl des richtigen Handschuhs.
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